So funktioniert die Integration internationaler Pflegefachkräfte

MUL – CT übernimmt Pionierrolle / UK dreht Film über brasilianische Pflegefachfrau
08.10.2024
Pflegefachfrau Andressa Venir De Mélo Calheiros

Die Medizinische Universität Lausitz - Carl Thiem (MUL-CT) hat einen bedeutenden Schritt zur Bewältigung des wachsenden Fachkräftebedarfs im deutschen Gesundheitswesen und zur Integration internationaler Pflegekräfte gemacht. Durch die Einführung internationaler Großprogramme und die Anerkennung ausländischer akademischer Abschlüsse im Pflegebereich übernimmt die MUL-CT eine Pionierrolle in der Integration qualifizierter Pflegekräfte aus dem Ausland.

Seit 2021 engagiert sich die MUL-CT, ehemals Carl-Thiem-Klinikum Cottbus, gezielt für die Deckung des steigenden Bedarfs an Pflegekräften durch internationale Großprogramme. Fachkräfte aus Brasilien, Vietnam, der Ukraine und Polen werden gewonnen. Das Kompetenzzentrum Pflege und die Akademie übernehmen hierbei als leistungsstarke Dienstleister die zentrale Koordination und Führungsrolle, um alle damit verbundenen Prozesse effizient zu steuern.

Die akademische Pflegeausbildung, die international bereits etabliert ist, wird auch in Deutschland zunehmend als Schlüssel zu einer zukunftssicheren und nachhaltigen Gesundheitsversorgung anerkannt. Pflegevorständin Andrea Stewig-Nitschke betont: „In Deutschland haben wir immer noch einen sehr traditionellen Blick auf die Pflege. Das muss sich in den kommenden Jahren ändern. International übernehmen Pflegefachpersonen, insbesondere mit Bachelor- oder Masterabschluss, häufig weitergehende, eigenverantwortliche Aufgaben in der Versorgung und sorgen damit nicht nur für eine bessere Versorgung, sondern tragen im Rahmen einer Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams auch zur Wirksamkeit in der Patientenversorgung bei.“

In der internationalen Pflegeausbildung gibt es bedeutende Unterschiede zu den Standards in Deutschland. Während in vielen Ländern Pflegeberufe durch Hochschulstudiengänge qualifiziert werden, basiert die deutsche Ausbildung auf einem ganzheitlichen Pflegeansatz, der eine umfassende theoretische und praktische Grundlage bietet. Besonders bei der Rekrutierung aus Ländern wie Brasilien, wo die Ausbildung praxisorientierter ist und frühzeitige klinische Erfahrungen umfasst, ist ein Anpassungslehrgang erforderlich. Dieser Lehrgang bereitet die brasilianischen Pflegekräfte auf die spezifischen Anforderungen und hohen Standards des deutschen Pflegesystems vor.

In Zusammenarbeit mit der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) und dem Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG) Brandenburg hat das Kompetenzzentrum Pflege federführend gemeinsam mit der Akademie der MUL-CT ein innovatives Modellvorhaben initiiert. Der Prozess umfasst die Bewertung akademischer und praktischer Fähigkeiten sowie das Absolvieren eines Anpassungslehrgangs. Ein neues Curriculum, das speziell für brasilianische Pflegekräfte entwickelt wurde, vermittelt die zusätzlichen Kompetenzen und Kenntnisse, die für den Bachelor-Abschluss des Bachelorstudienganges Pflegewissenschaften erforderlich sind.

„Mit diesem Modellprojekt zur Anerkennung im Ausland erworbener pflegewissenschaftlicher Hochschulabschlüsse betreten wir bundesweit einerseits Neuland, andererseits bilden wir gleichzeitig die Basis für die weitere akademische Entwicklung der Medizinischen Universität Lausitz“, so Prof. Dr. Eckhard Nagel, Vorstandsvorsitzender der MUL-CT. „Unser interprofessioneller Ausbildungsansatz, der ab 2026 auch in die Medizinerausbildung integriert wird, fördert die Zusammenarbeit zwischen angehenden Medizinerinnen und Medizinern sowie Pflegekräften und weiteren Gesundheitsberufen.“

Die erste Gruppe brasilianischer Pflegekräfte hatte den Kurs bereits 2023/Anfang 2024 bestanden, im September nun das Modul der akademischen Anerkennung absolviert und wird ab sofort in verschiedenen Bereichen der MUL-CT tätig sein. Diese Pionierarbeit schafft die Grundlage für eine breitere Anerkennung internationaler Pflegequalifikationen und setzt neue Maßstäbe in der Integration von Fachkräften im deutschen Gesundheitssystem. Zudem können akademische Pflegefachkräfte die interprofessionellen Projekte mit ihrer wissenschaftlichen Kompetenz sowie ihrer Berufserfahrung tatkräftig unterstützen.

Die MUL-CT plant, diesen Weg weiterzugehen und damit zur weiteren Professionalisierung der Pflege in Deutschland beizutragen. Das in diesem Jahr angekündigte Pflegekompetenzgesetz wird diesen Prozess weiter unterstützen, indem es die akademische Ausbildung von Pflegefachkräften fördert und deren Bedeutung in der Gesundheitsversorgung weiter stärkt. Wissenschaft und Gesetzgebung betrachten bis zu 20 Prozent akademisch ausgebildeter Pflegefachkräfte als notwendig, um eine professionellen Pflege nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen sicherzustellen. 

Hintergrund

Die Unternehmenskommunikation hat in diesem Zusammenhang einen Film über Andressa Venir De Mélo Calheiros gedreht. Die 32-jährige Brasilianerin arbeitet seit November 2023 in der Zentralen Notaufnahme (ZNA) des Universitätsklinikums. Seit Mai 2023 ist sie anerkannte Pflegefachfrau. Warum sie nach Cottbus und an das Klinikum gekommen ist, wie sie aufgenommen wurde, welche Ziele sie verfolgt und was sie neben ihrer beruflichen Tätigkeit in ihrer Freizeit macht, erzählt sie im filmischen Beitrag.

Hier geht es zum Video: https://youtu.be/Prl2bcgIRTs